Home

Deutschland: NGG erklärt freiwillige Ansätze für gescheitert, fordert scharfe Vorschriften und strenge Umsetzung, um gegen die Missstände hinter den Coronavirus-Ausbrüchen in der Fleischverarbeitung vorzugehen

29.06.20 News
Druckversion

In Deutschlands fleischverarbeitenden Betrieben sind neue Coronavirus-Hotspots entstanden, was erneut ein Schlaglicht auf den massiven Missbrauch der von Subunternehmern entsandten Arbeitsmigranten wirft, von denen die Branche abhängig ist. Mehr als 1 500 Beschäftigte haben sich allein in dem riesigen Tönnies-Schlachtbetrieb (mehr als 6 500 Beschäftigte) in Rheda-Wiedenbrück mit COVID-19 infiziert, wo die örtlichen Behörden, gerade als sich die wirtschaftliche Tätigkeit wieder zu beleben begann, erneut einen strengen Lockdown verfügt haben.

Im Mai legte das Bundeskabinett den Entwurf eines Gesetzes vor, mit dem ab dem 1. Januar 2021 das System des Schlachtens und Verarbeitens von Fleisch durch Werkarbeitskräfte verboten werden soll, das es den Konzernen ermöglicht, ihre Produktionsarbeiten überwiegend von Arbeitsmigranten aus Osteuropa durchführen zu lassen. Der Einsatz von Leiharbeitern schirmt Konzerne wie Tönnies, Deutschlands grösster Schweinefleischverarbeiter, gegen die Verantwortung für die missbräuchlichen und ausbeuterischen Lebens- und Arbeitsbedingungen ab, die eine Schande für die Branche sind. Der Gesetzesentwurf würde den Konzernen die direkte Einstellung ihrer Beschäftigten vorschreiben, eine schärfere Kontrolle der Arbeitszeiten und der Bezahlung vorsehen und eine strenge Haftung für Verstösse durchsetzen.

Die Konzerne reagierten zunächst mit der Drohung, Deutschland zu verlassen. Nach den jüngsten Ausbrüchen am 23. Juni gab Tönnies gemeinsam mit zwei anderen führenden Konzernen das Versprechen ab, freiwillig auf Werkverträge zu verzichten. Die NGG, die schon seit Jahren für höhere Standards in der Fleischindustrie kämpft, prangerte die Erklärung der Konzerne als Nebelkerzen an und unterstrich, dass ‘freiwillige Lösungen in der Fleischindustrie noch nie funktioniert haben und auch nicht funktionieren werden. Die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Fleischindustrie werden sich nur mit scharfen Gesetzen bessern.’